Für den Einsatz von Wasserlacken sprechen folgende Gründe:
Internationale Ausschreibungen fordern von der Möbelindustrie und von Schreiner- und Tischlerbetrieben zunehmend den Einsatz von Wasserlacken im Holzinnenausbau. Zudem verursachen Wasser geringere Emissionen als Lösemittellacke, sie haben ein positives Image und punkten durch die kaum vorhandene Geruchsbelästigung. Neben einer hohen Oberflächenhärte und großer Elastizität sind sie bei der Verarbeitung gesundheitlich vorteilhafter als Lösemittellacke. Zugegeben - die Trockenzeiten sind immer noch länger und benötigen etwas höhere Temperaturen. Zur Optimierung der Durchhärtung kann der Lack in Verbindung mit vorhandenen Trockenanlagen wie Infrarottrocknung, Mikrowellentrocknung oder forciert wärmegetrocknet werden.
Dennoch kann es zu Problemen kommen, wenn in Bezug auf Untergrund, Material, Geräte, Auftragsverfahren und Umgebung nicht sauber gearbeitet wird. Die folgenden Ausführungen sollen helfen, typische Fehler zu vermeiden.
- Die Beschichtung kann nur so gut sein wie der Untergrund. Die Oberflächenvorbereitung muss deshalb stets sauber ausgeführt werden, um ein optimales Oberflächenergebnis zu erzielen.
- Es sollte nur „Im-System“ gearbeitet werden. Die Produkte eines Herstellers sind optimal aufeinander abgestimmt. Beachten Sie deshalb stets die Technischen Merkblätter des Herstellers. Damit haben Sie eine sichere Basis für eine erfolgreiche Beschichtung.
- Bei Wasserlacken ist unbedingt auf die frostfreie Lagerung zu achten.
- Wasserlack hat ein anderes Fließverhalten als Lösemittellack. Das erfordert eine Umstellung der gewohnten Arbeitsweise, der erforderlichen Geräte und Parameter wie z. B. Düsengröße, Spritzdruck und Auftragsmenge. Wie bei allen Lacken, sollte je nach Material (Füller, Farblack oder Klarlack) eine geeignete Düse verwendet werden.
- Beim Applizieren von Wasserlacksystemen muss besonders auf die Sauberkeit der Arbeitsgeräte wie z. B. Spritzpistole, Lackbecher, Luftschlauch und Druckluft geachtet werden. Diese sind häufig verunreinigt, was zu Lackierproblemen und einem schlechten Gesamtergebnis führen kann. Bei einem Wechsel des Lacksystems z. B. von Lösemittel- auf Wasserbasis empfiehlt es sich, die Arbeitsgeräte gründlich zu reinigen und mit sauberem Wasser durchzuspülen. Die Arbeitsgeräte müssen „umgenetzt“ werden, das heißt, nach der Verarbeitung von Lösemittellack werden die Spritzgeräte gründlich mit Reinigungsverdünnung gespült, bis keine Lackreste mehr ersichtlich sind. Anschließend werden alle Arbeitsgeräte mit Alkohol gespült, um alle Lösemittelreste der Verdünnung von den Arbeitsgeräten zu entfernen. Im Anschluss müssen alle Arbeitsgeräte ausreichend mit klarem Wasser gespült werden, erst dann sind alle Arbeitsgeräte für die Verwendung von Wasserlack vorbereitet. Bei einer Umstellung zurück auf Lösemittellack erfolgt der Prozess der Umnetzung in umgekehrter Reihenfolge.
- Wasserlacke weisen nach Applikation immer eine leichte Orangigkeit/Orangenhaut auf. Diese verschwindet aber im Zuge der Trocknung.
- Auslaufzeit gegebenenfalls mittels Wasserzugabe einstellen und regelmäßig kontrollieren.
- Aufgrund der hohen Oberflächenspannung des Wasserlacks ist die Lackzerstäubung schwieriger als bei lösemittelhaltigen Lacken. Meistens muss mit einem höheren Spritzdruck gearbeitet werden. Die meisten Wasserlacke neigen zur physikalischen Antrocknung an Anlagenteilen, z. B. Applikationsgeräten und Lackdosierbehältern.
- Bei Wasserlacken empfiehlt sich grundsätzlich: Lieber zweimal dünn als einmal zu dick zu lackieren. In vielen Fällen wirkt sich die Substraterwärmung vor der Lackierung positiv auf die Holzquellung aus.
- Bevor der Wasserlack aufgetragen wird, muss die Umgebungstemperatur und die Luftfeuchtigkeit beachtet werden. Die Applikation von Wasserlacken muss in einem definierten Klimafenster erfolgen bzw. in einer klimatisierten Lackierkabine. Die optimale Verarbeitungstemperatur liegt zwischen 18 °C und 25 °C Raumtemperatur. Diese Mindestforderung betrifft auch die Lacktrocknung bei Raumtemperatur.
- Die Luftfeuchtigkeit während des Applikationsprozesses kann das rheologische Verhalten des Wasserlackes stark beeinflussen. So können Luftfeuchtigkeiten von über 70 % die Lackantrocknung stark verzögern. Dadurch kann es zur Läuferbildung an senkrechten Flächen kommen. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein Fenster zwischen 45 % und 65 % rel. Luftfeuchte. Dementsprechend ist für Luftaustausch zu sorgen, es muss geheizt bzw. entfeuchtet werden.
- Der Lackierraum sollte entsprechend vorbereitet sein, möglichst staub- und partikelfrei, sodass sich während der Antrocknungsphase keine Partikel in den Lackfilm niederlegen. Die angegebene Trockenzeit der Hersteller ist einzuhalten. Nicht mit silikonhaltigen Handcremes, Rasierwasser und silikonhaltigen Schmierstoffen in Lackierräumen arbeiten. Auf eine gute Beleuchtung in der Lackierkabine achten.
Fehler in der Verarbeitung von Wasserlacken können ihre Ursache in Untergrund, Material, Geräten, Auftragsverfahren und Umgebung haben. Diese können vermieden werden, wenn die Technischen Merkblätter der Hersteller beachtet werden und nur im Beschichtungssystem eines Herstellers gearbeitet wird. SST/AWT/EZ 17072017/